Gleichgewicht von männlicher und weiblicher Energie

Um die starren Machthierarchien und patriarchalen Strukturen zu überwinden und ein neues kreatives Zusammenwirken zu ermöglichen, ist es dringend nötig, ein Gleichgewicht von männlicher und weiblicher Energie herzustellen. Jeder Mensch braucht sowohl die männliche als auch die weibliche Seite im eigenen Inneren, um sich ganz zu fühlen und selbstbestimmt, flexibel und liebevoll seinen Austausch mit der Welt zu gestalten. Fehlen Anteile einer Seite, hat das ungesundes Verhalten sowie Bedürftigkeit zur Folge. Fehlen weibliche Qualitäten, könnte etwa ein Mangel an Wärme und Fürsorglichkeit, an Ruhe und Geborgenheit, an Flexibilität und Intuition sowie ein Verlust an Sinnhaftigkeit im eigenen Tun die Folge sein. Fehlende männliche Qualitäten können einen Mangel an Klarheit und Struktur, an Bestimmtheit und Abgrenzungsfähigkeit sowie ein Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz von außen zur Folge haben. Daraus wiederum entstehen abhängig machende und toxische Beziehungs- und Arbeitsverhältnisse, die nicht auf Liebe und Freude beruhen sondern auf „Brauchen“. Der Weg in die innere Ganzheit, in die Integration männlicher und weiblicher Qualitäten beendet die psychische Bedürftigkeit und die Abhängigkeiten. In der Neuen Zeit können solche „Verträge“ nicht mehr lange funktionieren, die primär der Kompensation von inneren Mangel-Gefühlen dienen und kein gemeinsames Wachstum anstreben. Liebe ist nur in Freiheit möglich, und Freiheit beinhaltet ständiges Wachstum und somit Risiko. Die patriarchale Gesellschaft wollte das Risiko und damit die Entwicklung ausschalten, um möglichst allen „gesicherte Verhältnisse“ zu garantieren. Doch damit entsteht zwangsläufig Leid, das immer größer wird, je länger die starren Strukturen beibehalten werden – denn die menschliche Natur ist nun mal auf Wachstum, Kreativität und ständige Weiterentwicklung angelegt.

Die Wiederentdeckung und Würdigung des Weiblichen steckt noch in den Anfängen, denn sie verträgt sich in keiner Weise mit dem kapitalistischen Ideologiensystem. Es geht nicht darum, Frauenquoten durchzusetzen, die dann mit maßgeschneiderten Frauen besetzt werden, denen sämtliche weibliche Qualitäten abtrainiert wurden. Eine Gesellchaft, die das Weibliche integriert, muss zyklische und kreative Prozesse zulassen können. Weibliches Denken ist ganzheitlich, intuitiv, und auf größere Sinnzusammenhänge ausgerichtet. Phasen der Innenschau und des Nichts-Tuns gehören zum kreativen Arbeiten dazu. In den gemeinschaftlichen Projekten, in der Wissenschaft und in den Organisationsstrukturen muss Raum für Inspiration, für Visionssuche und für ständige Veränderungen sein, wobei alle Beteiligten am schöpferischen Prozess mitwirken. Lineare, dogmatische und an starren Effizienzkriterien ausgerichtete Systeme entspringen der verzerrten Männlichkeit – diese hat Angst vor dem Chaos und vor der intuitiven, nicht kontrollierbaren weiblichen Seite, die der linearen Logik oft irrational erscheint.

Wir stehen an einem Punkt, wo wir unsere wahre spirituelle Natur und Herkunft entdecken müssen, um uns kollektiv in eine lebenswerte Zukunft zu bewegen und wieder mit der Erde in Einklang zu kommen. Auf Dauer kann die Menschheit nicht die Kultur des Missbrauchs aufrechterhalten, ohne sich selbst und die Erde zu zerstören. Wenn die Gefühle nicht länger abgespalten werden, wenn Verstand und Gefühl wieder verbunden werden, steigen die Menschen ohnehin aus den zerstörerischen Strukturen aus, weil sie diese nicht länger ertragen. Auch Krankheiten und Schicksalsereignisse können heilsam sein, wenn sie uns dazu aufrufen, den Weg in die innere Ganzheit zu gehen.

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